Die Aussage, man könne wegen des Cost-Average-Effekts, etwa durch ratierliches Ansparen, eine Anlage in volatilen Märkten absichern, ist falsch.
Richtig ist: Mit dem Cost Averaging mittelt man die Kaufpreise. Und zwar nähert sich der Wert dem harmonischen Mittel der Preise an und das ist stets niedriger als das arithmetische Mittel. So gesehen eine feine Sache.
Ein Beispiel:
Der Investor A kauft zu fünf Terminen je eine Aktie zu unterschiedlichen Kursen
Termin | Anteil(e) | Kurs | Preis |
1 | 1 | 500 | 500 |
2 | 1 | 1.000 | 1.000 |
3 | 1 | 500 | 500 |
4 | 1 | 2.000 | 2.000 |
5 | 1 | 1.000 | 1.000 |
Summe | 5 | 5.000 | 5.000 |
Investor A hat für 5 Anteile 5.000 € bezahlt, im (arithmetischen) Mittel also 1.000 € pro Anteil.
Investor B fährt eine andere Strategie:
Termin | Anteil(e) | Kurs | Preis |
1 | 2 | 500 | 1.000 |
2 | 1 | 1.000 | 1.000 |
3 | 2 | 500 | 1.000 |
4 | 0,5 | 2.000 | 1.000 |
5 | 1 | 1.000 | 1.000 |
Summe | 6,5 | 5.000 | 5.000 |
Für das gleiche Geld hat Investor B also statt 5 nun 6 1/2 Anteile erworben und im (harmonischen) Mittel pro Anteil nicht 1.000 € sondern 769,23 € bezahlt
Rendite Wert und Sicherheit
Dadurch, dass Investor B wahrscheinlich auf längere Sicht - die Statistik spricht für ihn - relativ günstig einkauft, erhöht das bei einer gegebenen Kursentwicklung seine Rendite(Chance). Definiert man Verlust als Differenz aus Verkaufserlös und Kaufpreis verringert günstiger Einkauf auch das Verlustrisiko.
Leider nimmt diese Absicherungsfunktion von Kauf zu Kauf ab. Denn je größer der erworbene Wertpapierbestand wird, desto weniger fällt der neu erworbene Teil und sein Einkaufspreis ins Gewicht. Der Gesamtbestand verhält sich dann genau wie eine Einmalanlage. Völlig unabhängig davon, mit welcher Strategie man diesen Bestand aufgebaut hat.
Wieder unser Beispiel von vorhin
Nehmen wir einmal an, der Sparplan liefe bereits 20 Jahre regelmäßig durch und das Depot hätte nach dem Kauf am Termin "4" ein Wert von 2 Mio Euro. Nach der unterstellten Kursentwicklung und dem Kauf am Termin "5" beträgt der Wert noch 1.001.000 €. Investor B hat also die Hälfte seines Vermögens verloren; genauso wie sein Nachbar, der so dumm war, am Termin "4" für 2 Mio einzusteigen. Sein 20 jähriges Cost-Averaging hilft ihm da gar nichts. Allerdings hat er mit ziemlicher Sicherheit viel weniger bezahlt, als sein Nachbar.
Alle Menschen haben im Durchschnitt weniger als zwei Beine
Es ist stets gefährlich, sich in puncto Zahlen, Statistik und Wahrscheinlichkeit auf sein Gefühl zu verlassen. Rechnen tut oft Not. Dazu kommt, dass der Cost-Average-Effekt von vielen Beratern falsch erklärt und als Sicherungsinstrument verkauft wird. Nach dem Motto: Ihr Depot bildet dann langfristig genau die Mittlere Wertentwicklung der Aktie oder des Fonds ab. Wie wir oben gesehen haben, ist an dieser Aussage so ziemlich alles falsch.
Es ist wichtig auch bei Sparplänen oder fondsgebundenen Versicherungen stets die verbleibende Restlaufzeit im Auge zu haben. Für das Risiko, das mit der Anlage verbunden ist, ist nämlich nur diese Zeit relevant. Die bisher verstrichenen Jahre sind ohne Bedeutung. Wer sein Kapital braucht, muss also irgendwann aktiv seine Gewinne sichern.